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Sommerferien-Planung unter widrigen Umständen

Noch zweieinhalb Wochen.


"Mama, wann sind Sommerferien?" schallt es aus dem Kinderzimmer. Auf meine Antwort wird gar nicht erst gewartet, stattdessen antwortet der Playmobil-Polizist, dass die Ritter aus der Burg geworfen werden müssten. Der Drache hätte nicht genug Platz, seitdem sich in der Drachen-Burg-WG der zweite Drache so breit machen würde.



"Aha", denke ich. Interessant. Dabei ging ich davon aus, dass die Zeit bis zu den Sommerferien kaum noch auszuhalten sei. Aber weit gefehlt - die Drachen-WG unter Polizeischutz hat die Sorge um die Ferien eiskalt verdrängt. 


Da betritt das zweite Kind das dialogische Parkett: "Mamaaaaa, ich weiß genau, was ich in den Ferien machen will." - AH, gut gut gut - ich bin also wieder im Rennen mit meinem heimlich schon vorbereiteten Sommerferien-Programm-Planungszettel. Zack, heraus gezückt und mit mütterlichem Stolz vorgetragen. Darauf das Drachen-Burg-Kind: "Mensch Mama, musst du immer soviel reden? Wir können doch dann einfach was machen." - Die Mutter (alias ich) fällt in sich zusammen, lässt sich nach außen nichts anmerken und kontert: "Aber wir können ja schon mal Ideen sammeln." 


Mein Stolz hat sich währenddessen in eine kleine Papiertüte verkrümelt.

Nun wird es spannend. Ich entdecke eine kleine Denkfalte auf der Stirn des Kindes. Noch bevor er aber ansetzen kann, schnappt sich mein das zweites Kind den Zettel und liest vor: Schwimmbad, Kino.

"Du Mama", sagt sie. "Ich schreib mal noch was dazu." - Zack, Zettel weg, Kind auch und ich höre es hinter der Wand kritzeln. Vollkommen überrumpelt und enttäuscht stehe ich nun mitten in der wortgewaltigen Auseinandersetzung zwischen brüllenden Drachen, Polizist*innen und unzählbar vielen Rittern, die in ihre Burg zurück wollen. Zumindest wird noch nicht geschossen, denke ich.


Und ja, natürlich kommt das Stein-Katapult genau dann zum Einsatz, wenn ich erneut ansetze um meine zwei großartigen Sommerferien-Ideen vorzutragen.

Rumps. Die Drachen liegen am Boden. Die Ritter brüllen. Die Königin gratuliert.

Ich denke: Wo kommt die denn jetzt her?


Wiesen-Planung der Kinder

Ich frage, ob ich jetzt wohl mal kurz die Sommerferien ansprechen dürfte. Die Königin gibt mir zu verstehen, dass jetzt nicht die Zeit für Diskussionen ist. "Jetzt wird gekämpft, Mama. Siehst du doch!" Drachen, Polizei und ritterliche Gewerkschaft - alle kämpfen gegeneinander.


Ich hingegen kämpfe mit den Tränen. Gegen diesen Kampf der Titan*innen und Drachen habe ich mit meiner popeligen Sommerferien-Programm-Planungsliste keine Chance.

Das zweite Kind kommt zurück, streichelt meinen Rücken und drückt mir den Zettel in die Hand: "Ich will ins Theater." Ich strahle wieder, richte mich auf und freue mich, dass unsere Sommerferienplanung an Dynamik gewonnen hat. Beide Kinder nicken.

Und dann kommt's:

"Und ich denke, Mama, ich werde dir Rollschuh-Fahren beibringen."

Es ist mucksmäuschenstill. Und dann lachen beide Kinder laut los.


Danke.


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